Kinder des Herrn Kimber...

Bemerkungen zu den Typen K, M und T der Morris Garage

Aus der Ehe des Cecil Kimber mit seiner Frau Irene gingen die Töchter Betty und Jean hervor. Von diesen Kindern überliefern Nyncke/Schrader zwei Aussagen, die Charakter und Talente ihres Vaters beleuchten:"Vater war ein unverbesserlicher Idealist, hing aber keinen unrealistischen Plänen nach", und „Er war ein begabter Konstrukteur und Tüftler, vor allem ein hervorragender Organisator."


K 1

K1. Cecil Kimber – Portrait (Ny) - K 1
Die erwähnten Eigenschaften scheinen jedoch erst nach einigen Erfahrungen im Beruf voll erblüht zu sein. Der am 12. April 1888 in Dulwich geborene Kimber verließ 1906 eine Techniker-Schule, um anschließend im elterlichen Betrieb als Vertreter für Druckerei-erzeugnisse und Druckereizubehör mit geringem Erfolg zu arbeiten. In der Freizeit beschäftigte er sich mit der Leistungsverbesserung und dem Sporteinsatz von Motorrädern, bis ihn ein Unfall zwang, dieses Metier zu verlassen. Selbst nach mehreren Operationen blieb er mit verkürztem Bein lebenslang Invalide. Immerhin erhielt er ein Schmerzensgeld mit dessen Hilfe er sich einen Singer als vierrädriges Fortbewegungsmittel leisten konnte. Im Jahre 1915 verließ er den elterlichen Betrieb, um bei einigen Firmen sowohl im kaufmännischen als auch im konstruktiven Bereich zu arbeiten. Zuletzt kam er über den Zuliefererbetrieb Wrigley zu William Morris, der dem erwiesenen Talent spontan die Verkaufsleitung der Morris – Garage in Oxford übertrug. K2. Kimber im „Old No.1" (Ny)
K2. Kimber im „Old No.1" (Ny)
Hier arbeitete Kimber sich rasch ein und begann, die eher konservativ gehaltenen Morris – Fahrzeuge formal und konstruktiv so umzugestalten, dass sie auch für Sporteinsätze tauglich waren. Die überarbeiteten Morris verkauften sich ausgezeichnet, und so ließ Morris seinem neuen Mann in Oxford weiterhin freie Hand, obwohl er im Grunde seines Herzens nie sportliche Autos bauen und verkaufen wollte.


Kimber und seine Produkte waren hingegen in einschlägigen Kreisen so sehr beliebt und verwurzelt, dass Morris den Produkten seiner „Garage" in Oxford sogar ein eigenes Label zugestand. Es wird berichtet, der damalige Buchhalter Ted Lee habe seinen Entwurf zu diesem Thema dem Chef Cecil Kimber präsentiert, und dieser die Grafik begeistert und spontan akzeptiert. K3. MG – Markenzeichen (Ny)

K3. MG – Markenzeichen (Ny)
Fortan zierte das Achteck zunächst ohne die bekannte Umrandung alle in Oxford umgebauten Autos ab dem Baujahr 1927. Die Ausformung des Labels mit dem achteckigen, die Buchstaben umgebenden Band prangte ab 1928 auf den Flachkühlern der Kimber-Autos. Zeitgleich wurde die Umbenennung der Morris – Garage zur MG Car Company vollzogen.K4. MG – Emblem auf einem Morris – Flachkühler (Ny)
K4. MG – Emblem auf einem Morris – Flachkühler (Ny)

K5. Morris – Cowley von Airfix

K5. Morris – Cowley von Airfix
Zuvor waren jedoch zahlreiche Autos ohne MG – Zeichen ausgeliefert worden, und es gab lange Zeit unterschiedliche Auffassungen dazu, welcher Wagen denn nun als der erste MG bezeichnet werden dürfte. Man einigte sich schließlich auf eine Ausführung, die auf einem 1924er Morris Cowley basierte und die Kimber in Rennen erfolgreich erprobt hatte. Das hier abgebildete Modell eines normalen Cowley gab Airfix in den 1960er Jahren heraus. Zu erkennen ist nicht alleine das robuste Aussehen der Plastikteile, sondern auch die einfache Art der Gestaltung, die ich dem Modell beim Bau angedeihen ließ. Unter der Motorhaube des Rennroadsters, der heute als „MG No.1" oder auch „Old Nr.1" bekannt ist, werkelte ein leistungsgesteigerter Hotchkiss- Motor mit 1548 Kubikzentimetern Hubraum. EK6. Foto des „Old No.1 (Ny)
K6. Foto des „Old No.1 (Ny)
s ist fast selbstverständlich, dass Kimber mit dem Sportwagen an Ostern 1925 das traditionsreiche Rennen von London nach Land's End in Cornwall gewann. Ein Modell dieses Vorbilds gibt es in der Verkleinerung 1:43 als Metall-Bausatz bei K&R Replicas zu kaufen. Es kann bei der gleichnamigen Firma der Gebrüder Roffe unter der Nummer KRRL 60 telefonisch oder per Internet bestellt werden.


K7-0 MG – M (Ny)

K7-0 MG – M (Ny)
K7-1 Heck eines MG – M (Ha)
K7-1 Heck eines MG – M (Ha)
Eine neue Ära im Motorsport leitete Kimber mit einem zwergenhaft kleinen Sport-roadster ein. Gemeint ist das erste in Abingdon, der neuen MG-Produktionsstätte, gebaute Serienauto, das man im Herbst des Jahres 1928 als „Midget" der Öffentlichkeit vorstellte. Als Basis diente der von Morris neu entwickelte Minor, der mit einem 847ccm-Motor bestückt war, dessen obenliegende Nockenwelle über einen Königswellenantrieb gesteuert wurde. Kimber überarbeitete Motor und Fahrwerk des Minor und ließ einen leichten Aufbau aus mit Kunstleder bezogenem Eschenholz herstellen, dessen Spitzheck erst bei den letzten Ausführungen aus Stahlblech geformt war. Erst nachträglich reihte man den Midget mit der Kennziffer „M" in die MG-Typenreihe ein.K8. M – Type- Montage in Abingdon (Ny)
K8. M – Type- Montage in Abingdon (Ny)
Ein Modell des Winzlings brachte ehemals die heute nicht mehr existierende Firma Wills Finecast aus Sussex im Maßstab 1 : 24 heraus. Damals kaufte ich den Bausatz neben weiteren direkt beim Hersteller in England und hatte in den 1980er Jahren einige Probleme beim Zoll, da man dort glaubte, Modelle in dieser Fülle seien nicht für den Eigengebrauch vorgesehen. Die Bausätze waren vorzüglich konfektioniert, beinhalteten u.a. separate Teile zur Herstellung von Speichenrädern im Eigenbau.

K9. Modell eines MG – M
K9. Modell eines MG – M
K9. Modell eines MG – M
K9. Modell eines MG – M
K9. Modell eines MG – M
K9. Modell eines MG – M

Beim M-Type verzichtete ich allerdings darauf, sondern spendierte dem Modell Räder und Reifen aus einem Plastik-Bausatz. Statt dessen verfeinerte ich einige Teile, indem ich z.B. die Sitze mit echtem Leder und die Andeutung eines Verdecks mit fein gewebtem Stoff überzog.

Heute sind Bausätze nach dem Vorbild des „M" lediglich bei K&R Replicas im Maßstab 1 : 43 u.a. sogar als ehemaliges Police Car zu erhalten. Vom M-Type entstanden in den Jahren 1929 bis 1932 fast 3300 Exemplare, dazu kamen nur wenige einer geschlossenen Ausführung und der als MG-C bekannten Rennausführung, K11. MG – Werbung (Ny)

K11. MG – Werbung (Ny)
deren Motor bis zu 60 PS entwickelte, während der ungetunte Motor des M etwa 20 PS leistete. Vom C-Type, von dem mir keine Verkleinerung als Modell bekannt ist, hatte durch Verkürzung des Hubs nur noch einen Hubraum von 750 Kubikzentimetern, damit er in der Klasse der 750er-Renner gegen die damals und heute sehr beliebten Austin 7 – Specials antreten konnte. Tatsächlich war der C fortan sehr erfolgreich, erzielte sogar bei Fahrten in Monthlery einige Rekorde und festigte somit den Ruhm der Kimber – Kinder in der Welt des Motorsports. Daneben entstanden bei MG auch immer geschlossene Versionen, vermutlich als Zugeständnis an den Willen der Konzernleitung, denn William Morris und seine Mitarbeiter waren stets bestrebt, in erster Linie Alltagsautos zu bauen und zu verkaufen. Sie sahen in den Sporterfolgen zwar nützliche und in der Werbung durchaus verwendbare Fakten, fürchteten andererseits aber einen Imageverlust bezogen auf die Solidität ihrer übrigen Produkte.


K12. MG – K1 Saloon (Ny)

K12. MG – K1 Saloon (Ny)
Diese Einstellung änderte sich auch gegenüber den Fahrzeugen der Reihen Magna und Magnette keinesfalls. Autos dieser Typen wiesen als Antriebseinheit 6 – Zylinder – Motoren auf, bei den Magnas in der Regel mit fast 1300, bei den Magnettes mit einem Hubraum von 1100 Kubikzentimetern auf. K13-0 MG – K3 (Ny)
K13-0 MG – K3 (Ny)
Berühm-testes Muster dieser Reihe war der MG – K3, den man zwischen 1932 und 1935 als reines Sportgerät erwerben konnte. Die Wagen waren in Rennen kaum zu schlagen und bei im Motorsport Aktiven sehr begehrt. Selbst einer der berühmtesten Fahrer der damaligen Zeit, derK13-1 Cockpit eines K 3 (Ha)
K13-1 Cockpit eines K 3 (Ha)
Italiener Tazio Nuvolari setzte einen K3 in Rennen ein und blieb siegreich.K14. K3 beim OGP
K14. K3 beim OGP
Das im Foto gezeigte Modell eines K3 bezog ich im Maßstab 1 : 24 ebenfalls von Wills Finecast, spritzte es in einem dunklen Grün, bezog die Sitze mit dünnstem Leder und fertigte in diesem Falle die Speichenräder sogar selbst an.

K15. Modell eines K3
K15. Modell eines K3
K15. Modell eines K3
K15. Modell eines K3

Noch unter der Leitung von Cecil Kimber entwickelte man bei MG einen Sportwagen neuen Typs, der nicht alleine den Einsatz als Sportgerät zum Ziel hatte, sondern eher auf eine Verwendbarkeit im Alltag ausgerichtet war. K16. Kimber bei einer Siegerehrung (Ny)

K16. Kimber bei einer Siegerehrung (Ny)
Die formale Gestaltung glich zwar weiterhin den Vorgängern, war aber technisch betrachtet nicht so aufwendig konzipiert und insgesamt weitaus komfortabler im Hinblick auf Fahrverhalten und Fahrgefühl. Der neue MG – TA, der 1936 erschien, wies nun lediglich einen ohv-Motor von 1250 ccm Hubraum auf. Das Aggregat leistete 50 PS und zum Bremsen gab es erstmals ein hydraulisches System. Ihm folgte im Jahre 1939 der TB mit 54 PS, der aber nur in geringen Stückzahlen entstand, nicht zuletzt wegen der Auswirkungen des 2.Weltkrieges. Damals, genau 1941 mußte Cecil Kimber seine Wirkungsstätte verlassen, war gleichwohl als Manager bei der Karosseriefabrik Charlesworth weiterhin für MG tätig. Somit konnte er seine Kinder, die auf dem Markt ungewohnt hohe Absätze erzielten, nicht mehr direkt erleben. Zudem starb er bei einem Bahnunglück im Jahre 1945.


K17. TC bei der Trips – Fahrt

K17. TC bei der Trips – Fahrt
Exakt in diesem Jahre verließ der erste MG-TC die Produktionshallen in Abingdon. Der neue Sportwagen glich weitgehend dem TA, war aber mit dem berühmten XPAG-Motor ausgestattet, den Kimber bereits in den TB hatte implantieren lassen und dessen Name mir bis heute rätselhaft bleibt. Der Motor leistete 54 PS bei 5200 rpm, galt und gilt als äußerst robust und drehzahlfest. K18. Armaturenbrett eines TC
K18. Armaturenbrett eines TC
Etwa 10000 Exemplare diese Typs konnten bis 1949 einschließlich verkauft werden. Besonders gerne nahmen Mitglieder der US-Forces nach Ende ihres Dienstes in Europa den kleinen Wagen mit in ihre Heimat in den USA. Das abgebildete Revell – Modell im Maßstab 1 : 24 wurde ohne große Mühen aus dem Plastik – Bausatz gebaut.


K20-0 MG – TD (Ha.)

K20-0 MG – TD (Ha.)
K20-1 MG – TD beim OGP
K20-1 MG – TD beim OGP
Der von 1950 bis 1953 angebotene Nachfolger namens MG-TD ist formal etwas kompakter gestaltet als der TC. Er war der erste MG, der serienmäßig Stahlscheibenräder aufwies, die gewohnten Speichenräder erhielt man fortan nur als Option gegen Aufpreis. In die Zukunft wies hingegen die Einführung der Einzelradaufhängung für die Vorderachse. Das sorgte für eine ordentliche Verbesserung des Fahrverhaltens und führte dazu, dass zwei Drittel der Produktion von ca. 30000 Exemplaren ins Ausland, vornehmlich in die USA verkauft werden konnten und den TD zu „Britain's best Dollar earner" werden ließen.


K21. Bauanleitung für TD von Wills Finecast

K21. Bauanleitung für TD von Wills Finecast
Modelle des TC, TD und TF sind als Fertigmodelle vornehmlich im Maßstab 1 : 43 bei Model Car World, Raceland und anderen Anbietern zu beziehen, Bausätze in großer Vielfalt natürlich bei K&R Replicas. Das hier gezeigte Modell eines TC im Maßstab 1 : 24 realisierte natürlich ebenfalls Wills Finecast und ist heute, wenn überhaupt nur antiquarisch zu erwerben. Es erfuhr eine Verfeinerung in der zuvor beschriebenen Art und erhielt zusätzlich Zierleisten, die unter Einsatz von Chromfolie realisiert werden konnten.

K22. MG – TD – Modell
K22. MG – TD – Modell
K22. MG – TD – Modell
K22. MG – TD – Modell
K22. MG – TD – Modell
K22. MG – TD – Modell


K23. MG – TF (Har)

K23. MG – TF (Har)
K24. Cockpit des MG – TF (DF)
K24. Cockpit des MG – TF (DF)
Was ab 1953 bis 1955 als MG-TF vom der im Jahre 1952 installierten British Motor Corporation angeboten wurde, verkaufte sich 9600mal, obwohl es sich nur um einen sog. Lückenbüßer handelte. Der TF war gegenüber seinem Vorgänger formal durch in die Kotflügel integrierte Scheinwerfer umgestaltet und wies bereits den Weg zur folgenden Baureihe, dem MG – A. (Abb.23/24) Das Modell eines TF entstand ebenfalls aus einem Metall-Bausatz von Wills Finecast.

K25. Modell eines MG - TF
K25. Modell eines MG - TF
K25. Modell eines MG - TF
K25. Modell eines MG - TF
K25. Modell eines MG - TF
K25. Modell eines MG - TF
K25. Modell eines MG - TF
K25. Modell eines MG - TF
K25. Modell eines MG - TF
K25. Modell eines MG - TF

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Verwendete Literatur:

Nyncke, H./Schrader, H.: MG – Aus Liebe zum Sportwagen. München, 1999, S. 8 – 137.
Harvey, Chr. : Great Marques – MG. London, 1983, S. 8 – 41.
Oleski, Fr.: Seriensportwagen von 1945 – 1980. Basel, 1984, S. 10 – 69.
Schrader, H.: Britische Sportwagen – Band 1. München, 1983, S. 112 – 123.
Schrader, H.: Britische Sportwagen – Band 2. München, 1984, S. 154 – 156.
Schlegelmilch,R.W./Lebrink, H.: Englische Sportwagen. Köln, 2001, S. 252 – 264.
Zur Illustration wurden Bilder aus den Büchern übernommen, z.B. Ny und Ha. Zwei Fotos machte D. Franzen DF.

Modelle wurden z.B. bezogen bei:

www.model-car-world.de
www.raceland.de
www.karreplicas.uk

Abbildungen:
K1. Cecil Kimber – Portrait (Ny)
K2. Kimber im „Old No.1" (Ny)
K3. MG – Markenzeichen (Ny)
K4. MG – Emblem auf einem Morris – Flachkühler (Ny)
K5. Morris – Cowley von Airfix
K6. Foto des „Old No.1 (Ny)
K7-0 MG – M (Ny) K7-1 Heck eines MG – M (Ha)
K8. M – Type- Montage in Abingdon (Ny)
K9. Modell eines MG – M
K10. MG – C für den Rennsport (Ny)
K11. MG – Werbung (Ny)
K12. MG – K1 Saloon (Ny)
K13-0 MG – K3 (Ny)
K13-1 Cockpit eines K 3 (Ha)
K14. K3 beim OGP
K15. Modell eines K3
K16. Kimber bei einer Siegerehrung (Ny)
K17. TC bei der Trips – Fahrt
K18. Armaturenbrett eines TC
K19. Revell – Modell des TD
K20-0 MG – TD (Ha.) K20-1 MG – TD beim OGP
K21. Bauanleitung für TD von Wills Finecast
K22. MG – TD – Modell
K23. MG – TF (Har)
K24. Cockpit des MG – TF (DF)
K25. Modell eines MG - TF

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